|
|
|
|
|
|
|
Tag 1: Samstag 15.7.2000 |
|
Abfahrt Karlsfeld mit Auto bis Ischgl, dann mit Bike:
Ischgl - Heidelberger Hütte - Fimber Paß - Sur En |
|
Mein erster Wecker (Radiowecker) ertönte um 5 Uhr besonders laut, damit ich auch sicher sein konnte, dass ich aufwachen würde. Obwohl ich während der letzten Tage schon ziemlich nervös war, konnte ich erstaunlich gut schlafen. Um 5:30 Uhr, als dann meine Uhr anfing zu piepsen, stand ich auf, duschte schnell und sprang in meine Radklamotten, die schon bereitlagen. Da laut Radiowetterbericht das Wetter heute schlecht werden würde (so wie auch an den folgenden Tagen), packte ich aus meiner Tasche doch noch meine lange Radlerhose aus (die hatte ich noch nie an, obwohl ich sie schon 2 Jahre besitze - Schönwetterfahrerin halt!). Da die Zeit doch immer knapper wurde, war jetzt Multitasking angesagt: Espresso kochen, Milch schäumen, Tasche fertig packen, Camelbak auffüllen, Käsebrote machen, frühstücken, abspülen, puh!!!! Das wurde eng, denn um 7 Uhr waren wir bei Theo verabredet. Also alles schnell ins Auto gepackt (Bike war glücklicherweise schon in meinem Zwerg verstaut), Müll rausgebracht und los ging es - bei grüner Welle in Eiltempo nach Karlsfeld. So kam ich um 7:10 Uhr bei Theo an, doch leider auf der falschen Seite des Hauses, denn da war weit und breit keiner der Teammitglieder zu sehen. Also fuhr ich auf die andere Seite und wurde dort schon von allen anderen erwartet, die bereits fleißig dabei waren, die Räder auf Theo's Bus festzuschnallen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass dabei schon der erste Unfall eines Teammitglieds passierte, denn Heinz flog beim Aufladen eines Bikes wohl etwas unglücklich vom Bus, aber außer einem blauen Fleck konnten zum Glück keine Verletzungen festgestellt werden. |
|
|
|
|
Spaß auf der Fahrt nach Ischgl |
|
|
Als wir um 7:30 Uhr alles im Bus verstaut hatten, gab es noch ein Abreisefoto und dann starteten wir. Dieses Jahr war das Wetter eindeutig besser als letztes Jahr, denn bei der Abfahrt war es immerhin trocken (und die graue Wolkendecke
ignorierten wir einfach). Während der sehr kurzweiligen Autofahrt teilte ich auch gleich die diesjährigen, neu eingeführten TransAlp-Ausweise aus, auf denen sowohl die Touretappen, als auch sämtliche Telefonnummern der Teilnehmer standen - nur für den Fall der Fälle, es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir uns auf einer Tour verlieren, und jemand nicht weiß wie das Tagesziel heißt...
In Garmisch machten wir auch dieses Jahr eine kurze Pinkelpause beim Mc Donalds, fuhren aber gleich wieder weiter. Es fing immer mal wieder an zu regnen, aber wir folgten einfach Theos Rat und sprühten mit unserem Haarspray die Wolken an den Bergen fest. Ursprünglich war geplant, die erste Etappe von dem Ort See (kurz vor Ischgl) aus zu starten. Da das Wetter in den vergangenen Tagen allerdings so schlecht war, und die Schneefallgrenze auf 1400m fiel, hätte es uns passieren können, dass wir nicht über den Fimberpaß kommen würden. So hätten wir die Strecke von Ischgl bis See wieder zurückfahren müssen, um auf der Straße zu unserem ersten Etappenziel Sur En zu kommen. Also fuhren wir mit dem Auto bis Ischgl und fragten in der Informationshütte, ob wir über den Fimberpaß (2.660m) kommen würden. Die nette Dame vom Info rief daraufhin sofort ihren Bruder (Bergführer) an. Nachdem auf der Heidelberger Hütte (2.256m) über Nacht 20 cm Neuschnee fielen, sah er keine Möglichkeit für uns über den Fimberpaß zu kommen. Während Theo und Heinz in der Hütte nachfragten, streckten Susanne, Stephanus und ich kurz unsere Nasen aus dem Bus und mußten feststellen, dass es da ungemütlich kalt war, und kurz darauf fing es auch noch an zu schneien, brrrrr! |
|
Unser Guide hatte schon einen Plan: wir würden alle bis zur Heidelberger Hütte fahren (wenn man so weit kommt), und uns die Lage Vorort anschauen. Da Heinz heute der Autofahrer war, würde er dann von dort aus sowieso wieder zurückfahren und mit dem Auto nach Sur En kommen. Und wir würden dann wenn möglich über den Fimberpaß weiterfahren oder falls zuviel Schnee, mit Heinz zurückfahren.
Wie gesagt, so getan - wir zogen so ziemlich alles an, was wir dabei hatten und fuhren frierend los. Die erste Etappe lag vor uns. An der Bahnstation leerten wir erst noch unsere Blasen, um mit möglichst wenig Ballast fahren zu müssen. Nachdem wir an einer Gruppe von Bikern vorbeifuhren, die uns noch hinterherriefen wo wir denn hinwollen, hatten wir so ca. 800 HM am Stück bis zur Heidelberger Hütte zu treten. Bald zogen wir die erste Kleidungsschicht aus, obwohl es merklich kälter wurde je weiter wir nach oben kamen. Das Wetter spielte allerdings sehr freundlich mit: hin und wieder kamen zwar ein paar Flocken vom Himmel gefallen aber dafür ließ sich ab und zu auch die Sonne blicken. Wir sind wirklich gut vorangekommen. Irgendwann wunderte ich mich, dass der Anstieg gar nicht steil aussah und ich trotzdem bald absteigen musste. Als dasselbe kurze Zeit wieder passierte, merkte ich, dass ich vorne mit dem mittleren Kettenblatt fuhr. Mann, das war mir ja peinlich, aber andererseits war ich auch wieder beruhigt, denn ich fing schon an, an meiner Oberschenkelmuskulatur und meiner Kondition zu zweifeln! |
|
|
|
|
Pause in der Heidelberger Hütte |
|
|
Die 800 HM zur Heidelberger Hütte sind ratzfatz vergangen. Kurz vor der Hütte angekommen, kam uns eine Gruppe von sehr merkwürdigen Bikern entgegen (Zi-garette im Mund, sehr korpulent - würde mich ja schon interessieren wie die da raufgekommen sind). Als ich mich da gerade wunderte und nach rechts auswich, kollidierte ich beinahe mit einem von hinten anschleichenden MTBer, der mich klammheimlich rechts überholen wollte. Ph! In der Hütte erwartete uns ein war-mer Kachelofen, an dem wir unsere doch etwas nassen (nicht nur durchgeschwitz-ten, sondern auch von diversen Flussdurchquerungen, gell Susanne?) Klamotten aufhängen konnten. Innerlich wärmten wir uns mit einer leckeren Nudelsuppe und ratschten mit der Gruppe Bikern, die gleichzeitig mit uns ankamen, die aber schon die 3. Etappe bestritten, aber das selbe Tagesziel hatten wie wir. |
|
|
|
Vor der Heidelberger Hütte |
|
|
|
Schön gewärmt schlüpften wir in die auch wieder trockenen Klamotten, verabschiedeten uns von Heinz und machten uns auf den Weg. Von den 20 cm Neuschnee auf Höhe der Heidelberger Hütte war nicht mehr viel liegengeblieben, allerdings der nun auf uns zukommende Weg über den Fimberpaß schien bald im Schnee zu versinken. Doch auch die Hüttenwirte waren zuversichtlich, dass wir da tragenderweise schon drüber kommen würden. Wir hatten so gute 400 Höhenmeter zu überwinden. Anfangs noch ohne Schnee, bald aber durch tiefen Schlamm und große Schneefelder. Irgendwann war der Weg nicht mehr erkennbar. Theo war sich dann nicht mehr sicher, ob wir richtig waren, aber nachdem die Frankfurter ihre Karte rauszogen, folgten wir ihnen. Ich probierte die Huckepack-Tragetechnik von Theo, und war voll begeistert, denn das ging super (Fahrrad schultern und auf den Rucksack ablegen). Zusam-men mit den 5 Frankfurtern spurten wir uns den Weg durch den Schnee zum Gipfel des Fimberpaßes (2.608m). Hin und wieder verloren wir auf den vorgelegten Spuren den Halt und steckten bis zum Bauch im Schnee. Mit dem Bike auf dem Rücken da wieder rauszukommen ist ziemlich anstrengend. |
|
|
|
Auf dem Weg zum Fimber Paß |
|
|
|
|
|
|
Der Schnee wurde immer tiefer |
|
|
Oben angekommen wehte uns ein eisiger Wind um die Ohren, so dass wir uns ganz schnell alle warmen Klamotten anzogen und noch kurz ein paar Gipfelfotos schossen, bevor wir uns auf der anderen Seite hinunterwagten.
In dem anfangs noch tiefen Schneefeldern nutzten wir die Räder mehr als Fest-haltemöglichkeit und rutschten mit unseren Schuhen wie auf einem Snowboard nach unten. Bald kamen wir auf einen schmalen sehr grobschottrigen Weg, der meist sehr steil nach unten führte. Da ich bergab die Langsamste bin, machte ich das Schlusslicht, immer abwechselnd schiebend und fahrend. Irgendwann überholten wir wieder einen Teil der Frankfurter, die ein Problem mit einem Bike hatten. Kurze Zeit später sah ich Susanne
plötzlich abseits des Weges neben ihrem Bike sitzen. Sie flog ganz unbemerkt über den Lenker und küsste einen Felsbrocken. Glücklicherweise verletzte sie sich dabei nicht groß, es kamen ein paar neue blaue Flecken hinzu. Und der neue Helm tat seinen Dienst, denn anstatt in Susannes Schädel kann man nun auf dem Helm die Dulle sehen. |
|
|
|
|
und auf der anderen Seite ging es wieder runter |
|
|
Kurze Zeit später machte es Stephanus Susanne nach, verletzte sich aber auch nicht, nur die geliehene Windstopperhose bekam ein kleines Loch am Knie ab. Irgendwann wurde der Bollerweg zu einer fahrbaren Schotterpiste und die Temperaturen wurden auch erträglicher. Als dann sogar noch die Sonne herauskam legten wir prompt eine Käsebrotpause ein.
Die letzten Kilometer bis Sur En ging es auf der Straße bergab. Kurz vor dem Ort kamen uns die Frankfurter Biker nocheinmal entgegen. Ihnen war das Hotel zu teuer. Nach einer kurzen Diskussion mit einem der Frankfurter, über ein Papier in einer Westentasche und einem daraus resultierenden Riegelverlust, an dem wir angeblich Schuld trugen, verabschiedeten wir uns von den Hessen und kamen überglücklich an unserem Hotel "Val'd Uina" an. Theo zeigte Stephanus noch kurz den Weg, auf dem wir am nächsten Tag in das schöne Val d'Uina fahren würden. Und so war die erste Etappe geschafft! |
|
|
|
|
Unten angekommen kam die Sonne! |
|
|
An einem Brunnen vor unserem Hotel trafen wir eine Gruppe Jugendlicher, die uns etwas entgeistert anschauten, und nachdem wir erzählten, dass wir über den Fimberpaß kamen, sogar ziemlich sprachlos waren. Sie waren auch schon 3 Tage unterwegs, sind aber dem Rat der Einheimischen gefolgt und sind über die Straße nach Sur En gefahren. Stephanus nutzte natürlich die Gelegenheit sofort und schrubbte sein geliebtes Bike, bevor wir die Räder in die Garage stellten. Wir tranken sofort die gesponserten Regenerationsdrinks (Elefanten-pisse, aber wenn’s hilft....) und anschließend zeigte uns Heinz die Zimmer. |
|
Dann duschten wir uns und Susanne pflegte ihren geschundenen Körper, der nun ein paar neue blaue Flecken aufwies. Kurz darauf trafen wir uns zum Abendessen: Zwiebelcremesuppe, Salat, Cordonbleu und zur Nachspeise Kuchen. War alles sehr lecker, und Stephanus ließ seine Menschenkenntnis spielen und hatte wirklich recht, dass die Bedienung aus Ulm kam. Nach dem Essen vereilte ich die von Stephanus und mir gesponserten TransAlp2000-Team-T-Shirts. Und müde von der ersten diesjährigen Etappe fielen wir alle zufrieden in die Betten. Um einen evtl. Muskelkater vorzubeugen dehnten Susanne und ich uns noch, während wir uns eine Berichterstattung der Tour de France anschauten. Bevor ich die Augen zumachte, stellte ich meinen Uhralarm auf 7 Uhr (dachte ich) und schaltete sicherheitshalber mein Handy aus, im Falle, dass mir jemand schon um Mitternacht zum Geburtstag gratulieren würde. |
|
|
|
|
|
|
|
|